Folge 6: „Du darfst das! Du nicht!“ oder auch „Dich stört das? Mich überhaupt nicht!

„Hallo und willkommen zur heutigen Folge von ‘Markus Geretshauser & Partner’! Schön, dass ihr wieder dabei seid! Heute geht es um ein Thema, das uns allen immer wieder begegnet, egal ob im Freundeskreis, in der Familie oder bei der Arbeit. Vielleicht habt ihr auch schon Situationen erlebt, in denen manche Dinge von bestimmten Leuten toleriert werden, während andere für das gleiche Verhalten kritisiert werden. Oder ihr habt euch gefragt, warum ihr euch von etwas gestört fühlt, was anderen gar nichts ausmacht. Unsere Folge heute heißt deshalb: ‘Du darfst das! Du nicht!’ oder auch ‘Dich stört das? Mich überhaupt nicht!’.“

„Ein Beispiel, das viele von uns kürzlich mitbekommen haben: Thomas Gottschalk wurde kritisiert, weil er in seinen Sendungen Frauen, ohne vorher zu fragen, ans Knie oder an die Schulter gefasst hat. Während einige Menschen das Verhalten als unangebracht empfanden, sahen andere es als harmlos an. Warum sind unsere Wahrnehmungen hier so unterschiedlich? Und wo verläuft die Grenze zwischen persönlichem Wohlfühlraum und gesellschaftlichen Normen?“

„Das sind Fragen, mit denen wir uns heute beschäftigen. In dieser Folge schauen wir uns an, warum Menschen in den gleichen Situationen oft unterschiedlich reagieren und wie das von verschiedenen Beziehungen, Rollen und unserem Umfeld beeinflusst wird.“

1. Beziehung: Nähe und Distanz in Partnerschaften

„Starten wir mit einem Thema, das viele sicher gut nachvollziehen können: Partnerschaften. Jeder von uns hat bestimmte Vorstellungen und Erwartungen an eine Beziehung. Während der eine Partner vielleicht gern seine Liebe durch kleine Aufmerksamkeiten zeigt, braucht der andere mehr Freiraum und empfindet diese Zuneigungsbekundungen als einengend. Und trotzdem haben beide ihre eigenen Bedürfnisse und eine Vorstellung davon, was ‘normal’ oder ‘wünschenswert’ ist.“

„Ein konkretes Beispiel: Ein Partner schreibt seinem Partner gerne mehrmals am Tag Nachrichten und teilt seine Gedanken und Gefühle mit ihm. Für ihn ist das ein Ausdruck von Nähe. Der andere Partner jedoch, der vielleicht eher introvertiert ist, empfindet das als zu viel und möchte die Kommunikation etwas seltener. Dadurch kann ein Gefühl entstehen, als ob die Wünsche des einen weniger wichtig sind als die des anderen. Aber oft geht es nur darum, unterschiedliche Bedürfnisse zu erkennen und zu respektieren.“

2. Familie: Eigene Grenzen und familiäre Erwartungen

„In der Familie ist es nicht anders. Hier gibt es oft fest verankerte Verhaltensweisen, die für manche bequem und für andere fast schon einengend wirken. Ein Klassiker ist zum Beispiel das Thema ‘Körperkontakt’. In manchen Familien ist es Tradition, sich zur Begrüßung oder zum Abschied zu umarmen, und alle finden das schön und angenehm. Aber dann bringt jemand seinen Partner oder eine Freundin mit, die das gar nicht gewohnt ist, und plötzlich entstehen Spannungen.“

„Familienmitglieder erwarten oft, dass die eigenen Traditionen von allen geteilt werden. Aber was passiert, wenn jemand ganz andere Vorstellungen hat? Diese unbewussten Annahmen, dass ‘alle das doch so machen’, führen oft zu Konflikten, die auf beiden Seiten Unbehagen auslösen.“

3. Freundeskreis und Freizeitaktivitäten: Gruppennormen und individuelle Freiheiten

„In Freundesgruppen gibt es oft unausgesprochene Normen – kleine Verhaltensweisen, die als selbstverständlich angesehen werden, weil ‘man das halt so macht’. Ein Beispiel: Ein Freund kommt zu Besuch und geht, ohne zu fragen, direkt an den Kühlschrank, um sich etwas zu trinken zu holen. In manchen Freundeskreisen ist das ganz normal, vielleicht sogar ein Zeichen von Vertrautheit. Aber für andere kann das unangenehm sein, weil sie es als zu vertraulich oder grenzüberschreitend empfinden.“

„Ein weiteres Beispiel ist das Sitzen auf dem Bett: Während einige Freundeskreise das gemütlich und unproblematisch finden, empfinden andere das als zu privat und möchten, dass man lieber auf dem Stuhl Platz nimmt. Solche kleinen Unterschiede zeigen, wie sehr persönliche Vorlieben und Komfortzonen in den Freundeskreis hineinwirken.“

4. Beruf und Arbeitswelt: Professionalität versus individuelle Präferenzen

„Jetzt wechseln wir ins berufliche Umfeld. Auch hier haben wir unterschiedliche Erwartungen, je nach Branche, Rolle und Arbeitsplatzkultur. Während in einem Start-up das Duzen und lockere Gespräche über private Themen als normal angesehen werden können, gilt in einem konservativeren Unternehmen eine klare Trennung von Beruf und Privatleben.“

„Stell dir vor, du arbeitest in einem Team, in dem sich alle mit ‘du’ ansprechen und gerne auch mal private Gespräche führen. Dann kommt ein neuer Kollege, der eher distanziert bleibt und solche Gespräche als unprofessionell empfindet. Für ihn fühlt sich dieses Verhalten am Arbeitsplatz nicht passend an, während es für die anderen völlig normal ist.“

„Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Kollegen zu erkennen und anzuerkennen. Nur so kann eine produktive und respektvolle Arbeitsatmosphäre entstehen. Die Frage für uns lautet also: Wie können wir einen Arbeitsplatz schaffen, an dem sich jeder – unabhängig von seinen persönlichen Grenzen – wohlfühlt?“

5. Gesellschaft und Kultur: Öffentliche Normen und Tabus

„Kommen wir nun zum letzten Aspekt unseres heutigen Themas: Gesellschaft und Kultur. Hier treffen wir auf öffentliche Normen und Tabus, die je nach kulturellem Hintergrund und gesellschaftlichem Kontext ganz unterschiedlich bewertet werden. Gesellschaftliche Regeln formen unseren Umgang miteinander und setzen oft klare Erwartungen, wie wir uns im öffentlichen Raum verhalten sollten. Doch was in einem Land als völlig normal oder sogar höflich gilt, kann in einem anderen Land als unangebracht oder sogar respektlos empfunden werden. So zeigt sich, dass auch gesellschaftliche Erwartungen nichts Festes sind, sondern von Kultur und Geschichte geprägt werden.“

„Ein klassisches Beispiel sind Kleidungsnormen: In vielen westlichen Ländern gilt es als völlig akzeptabel, in Freizeitkleidung, wie T-Shirts oder Shorts, in die Öffentlichkeit zu gehen, selbst an kulturellen Orten wie Museen oder Denkmälern. In konservativeren Gesellschaften hingegen gibt es oft sehr spezifische Vorstellungen davon, was als angemessene Kleidung gilt, vor allem an religiösen oder historischen Stätten. Dort kann es als respektlos empfunden werden, zu viel Haut zu zeigen oder zu leger gekleidet zu sein.“

„Zum Abschluss dieser Folge wollen wir uns nochmal bewusst machen, dass jeder Mensch individuelle Komfortzonen hat und dass das, was für den einen normal ist, für den anderen unangenehm sein kann. Es ist also wichtig, auf die eigenen Grenzen zu achten und die anderer Menschen zu respektieren.“

„Egal ob in der Partnerschaft, in der Familie, im Freundeskreis, im Beruf oder in der Gesellschaft – in jeder zwischenmenschlichen Beziehung ist es entscheidend, einander aufmerksam zuzuhören und respektvoll mit den Grenzen und Erwartungen anderer umzugehen. So können wir die Vielfalt, die uns alle ausmacht, nicht nur akzeptieren, sondern auch wertschätzen.“


„Danke, dass ihr heute dabei wart! Bevor wir die Folge abschließen, möchte ich euch noch dazu ermuntern, darüber nachzudenken, wie ihr heute vielleicht die Grenzen anderer besser respektieren könnt – und wie ihr eure eigenen klarer kommuniziert. Bis zur nächsten Folge und bleibt neugierig auf die Welt und auf die Menschen um euch herum!“