Servus und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Heute geht’s um ein Thema, das wir alle kennen – und das wir alle viel zu oft falsch machen: Wir urteilen über andere, ohne jemals in deren Schuhen gelaufen zu sein. Schubladendenken nennt man das auch. Schnell mal ein Spruch, schnell mal ein Urteil – und fertig. Aber so einfach ist es nicht.
Nehmen wir mal ein Beispiel. Stell dich doch nicht so an, du bist doch bloß ein bisschen krank. Jeder kennt das. Nur: Es gibt Studien, die zeigen, dass Männer eine Erkältung tatsächlich oft viel intensiver erleben als Frauen. Da kann man also nicht einfach sagen: „Reiß dich zusammen.“ Wenn man es selbst nicht so empfindet, heißt das nicht, dass es für den anderen genauso leicht ist.
Oder nehmen wir die Ärzte. Da hört man oft: „Die Halbgötter in Weiß, die schreiben doch eh nur Rezepte.“ Aber hast du mal die Ausbildung durchgezogen? Hast du mal 60, 70 Stunden pro Woche in einer Klinik gearbeitet? Hast du Verantwortung getragen für Menschenleben? Nein? Dann weißt du gar nicht, wie schwer dieser Beruf wirklich ist.
Noch ein Beispiel: Ich habe neulich meine Badewanne neu verfugt. Von außen schaut’s einfach aus: Kartusche in die Hand, Dichtmasse rein, mit dem Finger drüber – fertig. Denkste! Wer das noch nie gemacht hat, merkt schnell, dass es eine Kunst für sich ist. Aber von außen klingt’s immer so leicht.
Jetzt kommt aber die andere Seite. Und die darf man nicht verschweigen. Es gibt tatsächlich immer mehr Leute, die Dinge fordern, die ihnen gar nicht zustehen. Die sich krankmelden, obwohl sie kerngesund sind – einfach, um Sozialleistungen abzugreifen. Oder Leute, die sagen: „Na, das kann ich nicht.“ Aber nicht, weil sie’s wirklich nicht könnten, sondern weil sie schlicht keine Lust haben, sich mit etwas auseinanderzusetzen. Weil sie faul sind. Weil sie sich nichts aneignen wollen. Und das ist die Realität.
Genau das macht’s so schwierig. Wir wissen nie, wer wirklich Hilfe braucht und wer nur auf dicke Hose macht. Und trotzdem urteilen wir – und stecken Menschen in Schubladen.
Darum mein Appell heute: Bevor du über jemanden oder etwas urteilst – geh zumindest mal ein Stück in dessen Schuhen. Versuch zu verstehen, was der andere wirklich durchmacht. Aber bleib gleichzeitig wachsam, wem du was abnimmst. Zwischen echter Not und fauler Ausrede gibt’s nämlich einen gewaltigen Unterschied.
Das war meine heutige Folge. Danke fürs Zuhören. Und denk dran: Weniger Schublade, mehr Verständnis – und gleichzeitig genug Klarheit, um nicht jedem Dampfplauderer auf den Leim zu gehen.